Vitaminmangel – Wie hoch ist dein Risiko?

Die Frage des Vitaminmangels gehört in der gegenwärtigen Medizin und Gesundheitsforschung zu den besonders kontrovers diskutierten Themen. Die unterschiedlichen Positionen lassen sich wie folgt skizzieren: Auf der einen Seite herrscht die Meinung, dass es in unserer Gesellschaft nahezu keinen Vitaminmangel gibt und dementsprechend auch Vitaminpräparate überflüssig sind. Das Hauptargument dieser Gruppe: Wir nehmen über unsere Ernährung ausreichend Vitamine auf, weil wir durch das reichhaltige und ständig verfügbare Angebot an Lebensmitteln ausgezeichnet mit allen Nährstoffen versorgt sind. Die andere Gruppe ist der Meinung, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Vitaminen lange nicht so gut ist, wie gemeinhin angenommen wird und dass es durchaus zu Mangelerscheinungen kommen kann. Wenig überraschend vertritt diese Gruppe auch eine deutlich positivere Meinung zu Vitaminpräparaten. Wer hat nun recht? Wir wollen uns in diesem Beitrag der Frage etwas differenzierter nähern und dir helfen, zu beurteilen, ob du von einem Vitaminmangel betroffen sein könntest.
Das individuelle Risiko ist entscheidend
Hast du schon einmal umfassend deinen Vitaminstatus im Blut bestimmen lassen? Tests des Vitaminspiegels im Blut werden in der Regel von den Krankenkassen nicht bezahlt und auch von Ärzten nicht angeordnet. Lediglich bei den Vitaminen B12, Vitamin D und der Folsäure (Vitamin B9) wird gelegentlich auf ärztliche Initiative hin getestet. Nun könnte man daraus schließen, dass Vitaminmangel grundsätzlich kein besonders gesundheitsrelevantes Thema ist. Das ist aber nicht der Fall. Die oft gehörte Aussage, dass die Vitaminversorgung in der Bevölkerung ausreichend ist, lässt nämlich außer Acht, dass die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Was nützt es dir, wenn der Durchschnitt der Bevölkerung gut versorgt ist, du aber gerade nicht?
Hierzu nur zwei Beispiele: Vegane Ernährung liegt im Trend und der Verzehr von ausschließlich pflanzlichen Lebensmittel ist für viele Menschen zum Standard geworden. Damit einher geht allerdings auch ein deutlich erhöhtes Risiko von einem Mangel an Vitamin B12 betroffen zu sein. Ein weiteres eindrückliches Beispiel ist die Versorgung mit Vitamin D. Das Prohormon wird im Körper hauptsächlich durch die Bestrahlung der Haut mit UVB-Strahlung gebildet. Unser Lebensstil (Arbeit hauptsächlich drinnen, Sonnenschutzcreme) hat aber zur Folge, dass nicht nur in den Wintermonaten ein großer Teil der Bevölkerung zu geringe Vitamin D-Werte aufweist.
Vitaminmangel erkennen – das Problem mit den Symptomen
Sind meine Augenringe ein Zeichen von Vitaminmangel? Kann mein Haarausfall mit Vitaminmangel zusammenhängen? Lichtempfindliche oder trockene Augen werden ebenfalls oft mit einem Mangel an Vitaminen assoziiert. Natürlich will jeder, der sich um seine Gesundheit und Fitness Gedanken macht, einen Vitaminmangel vermeiden. Vorsicht ist jedoch geboten bei jeder Art von Selbstdiagnose, denn Symptome wie Haarausfall, Augenringe oder trockene Augen können alle möglichen Ursachen z. B. genetische oder hormonelle haben. Hier ist es in einer Eigendiagnose schlicht nicht möglich, zuverlässig zu beurteilen, ob ein Vitaminmangel vorliegt.
Erste Schritte, um Vitaminmangel zu erkennen und vorzubeugen
Ein Mangel an Vitaminen oder Mineralien kann oft über einen längeren Zeitraum ohne Symptome bleiben. Aber selbstverständlich ist die präventive Vermeidung eines Mangels immer besser, als zu warten, bis Probleme auftreten. Wichtig ist es, dass du ehrlich deinen Lebensstil hinterfragst: Wie ausgewogen ernähre ich mich? Dazu gehört neben einem hohen Anteil an Gemüse auch die Frage nach einer veganen oder einseitigen Ernährungsform. Wie sieht es mit dem Konsum von Alkohol, Zigaretten, Fast Food und Zucker aus? Habe ich viel Stress?
Unser Tipp: sprich bei der nächsten Untersuchung deinen Arzt oder deine Ärztin mal auf das Thema an. Es ist möglich, auf eigene Initiative den Vitamin D-Spiegel im Blut bestimmen zu lassen. Die Kosten dafür sind überschaubar und du kannst bei einem zu niedrigen Vitamin D-Wert gezielt mit Vitamin D-Supplementen deinen Spiegel schrittweise auf das empfohlene Niveau anheben.
Die Veränderung der Lebensmittelqualität
Gemüse und Obst werden in der heutigen Zeit häufig genetisch verändert und so gezüchtet, dass sie besonders schnell und nach bestimmte Vorgaben wachsen. Das führt dazu, dass mehr davon verfügbar ist aber zu welchem Preis? Die Menge der Nährwerte in den Lebensmitteln geht zurück. Teilweise auf ein Fünftel der Nährstoffmenge aus den 50er Jahren. Das hat zur Folge, dass es deutlich schwerer geworden ist, seinen Nährstoffbedarf über die Ernährung zu decken, selbst wenn man sich sehr bewusst ernährt.
Fazit: Das Thema Vitaminmangel ist deutlich komplexer und anspruchsvoller, als es oft suggeriert wird. Pauschale Schwarz-Weiß-Aussagen können dich in einer trügerischen Sicherheit wiegen. Was alleine zählt sind deine individuellen Voraussetzungen.